Building Information Modeling (BIM)
Die Verbreitung von Technologien des Building Information Modeling ist einer der wichtigsten Trends im Bauwesen, der in den nächsten Jahren die bislang weitgehend auf 2D-Plänen beruhenden Planungs- und Kommunikationsprozesse des Bauwesens verändern wird. Es ist zu erwarten, dass damit eine deutliche Effizienz- und Qualitätssteigerung bei der Planung und Ausführung von Bauwerken einhergehen wird. Der AK Bauinformatik und die darin vertretenen Lehrstühle unterstützen diesen Prozess in Forschung und Lehre sowie durch Mitwirkung in den nationalen und europäischen Standardisierungsgremien.
Building Information Model
Digitales Modell eines Bauwerks, das geometrische und semantische Informationen zu allen relevanten Bauobjekten, wie z.B. Bauteile, Baugruppen oder Räume, und deren Beziehungen für die Nutzung im Rahmen des gesamten Lebenszyklus in objektorientierter Form zur Verfügung stellt.
Building Information Modeling
Prozesse zur Spezifikation eines Building Information Models und
seine Verwendung, Verwaltung und Adaption im Rahmen des gesamten
Lebenszyklus.
BIM in der universitären Lehre für das Fachgebiet Bauinformatik
Hiermit definiert der AK Bauinformatik die wichtigsten
Lehrinhalte zur Ausbildung von Kompetenzen im Bereich Building
Information Modeling, die an den Universitäten in den
Studiengängen des Bauwesens im Fachgebiet Bauinformatik gelehrt
werden sollten. Dabei werden sowohl grundlegende Inhalte als auch
erweiterte Inhalte festgelegt. Es erfolgt keine Festlegung
hinsichtlich des zu vermittelnden Umfangs, da dies infolge der
Heterogenität der Studiengänge an den verschiedenen Standorten
nicht als zielführend angesehen wird.
Ziel der universitären Ausbildung ist die Vermittlung von
methodischen Kenntnissen, die die Absolventen in die Lage
versetzen, BIM-Prozesse in Unternehmen und öffentlichen
Institutionen einzuführen, zu gestalten, zu überwachen und
weiterzuentwickeln. Hierfür ist ein vertieftes Verständnis der
zugrundeliegenden Methoden und Technologien unabdingbar. Der Fokus
der universitären Lehre für das Fachgebiet Bauinformatik liegt
dabei auf der Vermittlung allgemeingültiger Prinzipien und
Techniken, die unabhängig von konkreten Softwareprodukten sind und
Gültigkeit über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten haben. Die
vermittelten theoretischen Inhalte werden durch praktische Übungen
mit aktuellen Softwareprodukten ergänzt.
In der folgenden Auflistung sind diejenigen Inhalte für das
Fachgebiet Bauinformatik dargestellten, zu denen jede/r AbsolventIn
eines grundständigen Studiengangs im Bauwesen Kenntnisse und
Fähigkeiten haben sollte. Die grün markierten Aspekte adressieren
vertiefte Spezialkenntnisse, welche die Studierenden zum Berufsbild
des „BIM Manager“ bzw. „BIM Coordinator“ befähigen und üblicherweise
in entsprechenden Vertiefungsrichtungen in den Masterstudiengängen
vermittelt werden.
Grundlegende Kenntnisse BIM (+ vertiefte Kenntnisse)
- Einführung und Motivation
- Definition BIM
- Vorteile von BIM gegenüber zeichnungsgestütztem Arbeiten
- Nutzen über den gesamten Lebenszyklus
- digitale Arbeitswelten, nachhaltige digitale Wertschöpfung
- BIM Maturity Levels
- Digitale Bauwerksmodellierung
- Objektorientierte Modellierung
- Eigenschaften, Beziehungen
- Typen / Familien
- parametrische Modellierung, Features
- Klassifizierungssysteme (z.B. buildingSmart Data Dictionary)
- Ontologien
- Geometrie-Repräsentationen
- 2D-Repräsentationen
- Volumenmodellierung (u.a. Boundary Representation, Constructive Solid Geometry, Extrusionstechniken)
- Freiformmodellierung (z.B. BSplines, NURBS)
- BIM-Datenaustausch
- Open BIM vs. Closed BIM (Vorteile neutraler Schnittstellen)
- Modellierungssprachen (XML, EXPRESS)
- ndustry Foundation Classes (im Detail)
- Zertifizierung
- Level of Development (Ausarbeitungsgrad)
- COBie
- BIM-Datenhaltung und –management
- Datenbanktechnologien
- Projektplattformen
- BIM-Server
- Nebenläufigkeitskontrolle, Versionsmanagement
- Datensicherheit
- System-Architekturen (Client-Server, Cloud, Software-as-a-service)
- Digitale Prozessmodellierung
- Formen der computergestützten Zusammenarbeit (Kollaboration)
- Verantwortlichkeiten
- Projektkoordination
- BIM-Projektabwicklung
- BIM Execution Plan
- Rechtliche Aspekte
- Projektabwicklungsformen (Integrated Project Delivery)
- Formale Prozessbeschreibung (z.B. Information Delivery Manual, BPMN)
- Datenaustausch (Exchange Requirements, Model View Definitions)
- Modellintegration / -koordination
- Koordinationsmodell (Federated Model)
- BCF-Format
- Betriebswirtschaftliche Aspekte
- Lean Construction
- Berufsbilder, -rollen
- BIM-Manager
- BIM-Koordinator
- BIM-Anwender
- BIM-Anwendungen und –Vorteile, BIM-Mehrwert
- Rendering
- Plangenerierung / Planableitung
- Kollisionskontrolle
- Mengenermittlung
- Terminplanung (4D), Kostenplanung (5D)
- Strukturanalyse / statische Berechnung
- Fertigung
- Soll-Ist-Vergleich
- Facility Management
- Risikomanagement
- BIM-Werkzeuge
- freie Werkzeuge
- kommerzielle Systeme
- exemplarische Nutzung einzelner Systeme
Durch die Vermittlung dieser Inhalte erlangen Absolventen folgende Kompetenzen:
- Gestaltung und Koordination digitaler Wertschöpfungsprozesse
- Initiierung und Management von BIM-Projekten
- Analyse und Bewertung von BIM-Softwareprodukten, Planung des Einsatzes
- BIM-Forschung und technologische Weiterentwicklung, Konzeption neuer BIM-Softwareprodukte
- Herbeiführen strategischer Unternehmensentscheidungen in Bezug auf BIM-gestütztes Planen, Bauen und Betreiben
- Beratung von Bauherrn, insbesondere der öffentlichen Hand
- Beratung politischer Entscheidungsträger